guest-artist: Kurzgeschichte von Tobias Ilg
Part 4 / 4
Der Tag trennte sich vom Mittag und wandte sich dem Abend zu. Nicht nur die Stadt, sondern auch die Wohnsituation war neu. Statt von Mama bekocht zu werden, bastelten wir in unserer Wohngemeinschaft an eigenen Kreationen und Begossen unser Zusammensein. Anschließend wurde gemeinschaftlich abgespült und der Müll – so möchte Freiburg das haben – feinsäuberlich getrennt. Plastik in die gelbe, Essensreste in die braune und Papier in die blaue Tonne. Wie sollte ich mir das je merken können? Wir ließen die Behausung hinter uns und radelten stadteinwärts. Das Nachtleben wollte uns bei sich haben. Die Entscheidung fiel schwer. Sollte es der Indie-Schuppen samt headbangenden Mitsingern im Stadtzentrum sein oder doch lieber der R’n’B-Club inklusive pubertierenden Mädels in kurzen Röcken und Typen mit Diamantohrringen? Zu allem Überfluss im sogenannten Bermuda-Dreieck, dem Partybezirk Freiburgs, gelegen? Wir taten uns gut daran, eine Studentenkneipe am anderen Ende der Stadt zu besuchen. Ein Kompromiss, der eine Diskussion im Keim erstickte. Kein Eintritt, günstiges Bier und eine Vielzahl an netten Menschen ließen mich später, nach einigen Stunden auf dem Tanzflur, geruhsam zu Bett gehen.
Schlafen konnte ich jedoch noch nicht, ich sinnierte vor mich hin. Der erste Tag in meiner neuen Heimat war sehr vielversprechend. Ich lernte eine wunderbare Stadt kennen. Ihre Menschen und die Eigenarten jener, ihre sportliche Liebe, kulinarische Leckereien und geschichtsträchtige Orte. Im Vorfeld wurde mir gesagt, dass es in Freiburg an jeder Ecke Frauen mit Bollenhüten und Kuckucksuhren geben soll. Leider war es mir nicht vergönnt, ein einziges Bollenhutmädchen, geschweige denn eine einzige Kuckucksuhr zu sehen. Als mein Bollenmädchen entpuppte sich stattdessen unser Bundestrainer Joachim Löw und meine Kuckucksuhren waren die Windräder am Roßkopf. Auch nicht das schlechteste.
http://the-different-angle.blogspot.de/
http://kommentatorenplatz.blogspot.de/
© Text: Tobias Ilg
© Bild: ringofarrago
Ode an FReiburg oder: Mein erster Tag in der schönsten Stadt der Welt
Der Tag trennte sich vom Mittag und wandte sich dem Abend zu. Nicht nur die Stadt, sondern auch die Wohnsituation war neu. Statt von Mama bekocht zu werden, bastelten wir in unserer Wohngemeinschaft an eigenen Kreationen und Begossen unser Zusammensein. Anschließend wurde gemeinschaftlich abgespült und der Müll – so möchte Freiburg das haben – feinsäuberlich getrennt. Plastik in die gelbe, Essensreste in die braune und Papier in die blaue Tonne. Wie sollte ich mir das je merken können? Wir ließen die Behausung hinter uns und radelten stadteinwärts. Das Nachtleben wollte uns bei sich haben. Die Entscheidung fiel schwer. Sollte es der Indie-Schuppen samt headbangenden Mitsingern im Stadtzentrum sein oder doch lieber der R’n’B-Club inklusive pubertierenden Mädels in kurzen Röcken und Typen mit Diamantohrringen? Zu allem Überfluss im sogenannten Bermuda-Dreieck, dem Partybezirk Freiburgs, gelegen? Wir taten uns gut daran, eine Studentenkneipe am anderen Ende der Stadt zu besuchen. Ein Kompromiss, der eine Diskussion im Keim erstickte. Kein Eintritt, günstiges Bier und eine Vielzahl an netten Menschen ließen mich später, nach einigen Stunden auf dem Tanzflur, geruhsam zu Bett gehen.
Schlafen konnte ich jedoch noch nicht, ich sinnierte vor mich hin. Der erste Tag in meiner neuen Heimat war sehr vielversprechend. Ich lernte eine wunderbare Stadt kennen. Ihre Menschen und die Eigenarten jener, ihre sportliche Liebe, kulinarische Leckereien und geschichtsträchtige Orte. Im Vorfeld wurde mir gesagt, dass es in Freiburg an jeder Ecke Frauen mit Bollenhüten und Kuckucksuhren geben soll. Leider war es mir nicht vergönnt, ein einziges Bollenhutmädchen, geschweige denn eine einzige Kuckucksuhr zu sehen. Als mein Bollenmädchen entpuppte sich stattdessen unser Bundestrainer Joachim Löw und meine Kuckucksuhren waren die Windräder am Roßkopf. Auch nicht das schlechteste.
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© Text: Tobias Ilg
© Bild: ringofarrago
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